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Bielefeld: SIE wollen nicht auffliegen

Man stelle sich vor: im November startet endlich auch in Deutschland Google Street View. Tausende von Nerds stürzen sich sofort auf http://maps.google.de, tippen "BIELEFELD" ein, ziehen den Pegman auf die vermeintliche Hauptstraße und entdecken in Sekundenschnelle, dass sich an der Stelle nur ein paar Bäume und Feldwege befinden. Die Bielefeldverschwörung wäre augenblicklich aufgeflogen. Damit das nicht passiert, haben SIE jetzt eine Webseite online gestellt, in der SIE so tun, als plane die gesamte Stadt ihre eigene Verpixelung.
Was für eine kontraproduktive Aktion! Daran erkennt man doch erst recht, dass es sich bei BIELEFELD nur um ein Phantasieprodukt handeln kann. Stattdessen hätte man einfach Bilddaten einer realen Stadt verwenden können, zum Beispiel aus dem polnischen Zabrze. Welche physisch exisitierende Stadt würde sich schon vor Besuchern verbergen wollen? "Hilfe, Kundschaft! Versteckt euch, Touristen!"? Wer soll denn solche absurden Sätze wie "Die Stadt Bielefeld hat das Unternehmen Google mit Schreiben vom 1. Februar 2010 darauf hingewiesen, dass Aufnahmen der Stadt für den Dienst Google Street View generell nicht erwünscht sind." glauben? SIE stehen mit dem Rücken an der Wand.

Google Street View jetzt wieder in 3D

Kontextmenü
Auch nach dem 1. April 2010 mit 3D-Modus: Google Street View
Googles virtueller Reisebus "Street View" erlaubt eine Art 3D-Darstellung. Man benötigt dazu eine Rot-Cyan-Brille (bei mir lag noch eine Anaglyphenbrille aus c't 15/2009 herum) und erhält nach einem Rechtsklick auf die Streetview-Darstellung und Auswahl des Menüpunktes "3D mode on" eine dreidimensionale Darstellung der Straßenansichten.

Es scheint sich lediglich um eine Art Pseudo-3D-Darstellung gewöhnlicher 2D-Fotos zu handeln. Die Darstellung wirkt seltsam kulissenhaft, als seien die Fotos mit der Schere zerschnitten und die Teile in unterschiedlicher Entfernung zum Betrachter angeordnet worden. Allem Anschein nach kombiniert Google die normalen Panoramafotos der Street-View-Kamerafahrten mit den Tiefeninformationen des an Bord befindlichen Laserscanners. Aber wer weiß, vielleicht machen die Street-View-Autos ja demnächst Fahrten mit Stereokameras, um echte 3D-Ansichten realisieren zu können.

Google Maps Street View 3D
Das 3D- Männ- chen
Vom ersten bis zum siebten April 2010 war die Funktion schon einmal verfügbar. Damals konnte man das orangefarbene Männchen namens Pegman auf allen StreetView-Aufnahmen finden. Klickte man es an, setzte es seine 3D-Brille auf und die Darstellung wechselte in den Anaglyphenmodus.

Als das 3D-Männchen nach einer Woche wieder verschwand, wurde die Aktion allgemein für einen Aprilscherz gehalten. Tatsächlich wanderte die Funktion lediglich ins Kontextmenü.
Mit Polfilterbrillen aus dem Kino ist der 3D-Effekt nicht zu sehen. Auch Rot-Blau-Brillen oder Rot-Grün-Brillen sind ungeeignet. Es muss schon eine Rot-Cyan-Brille sein.

3D-Anaglyphenbilder kann man übrigens ganz leicht selbst machen. Man benötigt dazu eine beliebige Digitalkamera und ein kostenloses Bildbearbeitungsprogramm. Hier ist die Anleitung: 3D-Bilder selbstgemacht

3D-Bilder selbstgemacht

Anaglyphenbrille
Anaglyphenbrille für 3D-Stereogramme aus c't 15/2009
Dass Google seine 3D-Straßenansicht im April 2010 nach nur einer Woche vorübergehend wieder eingestellt hat, war schade, denn die 3D-Fotografie ist eine interessante Sache, die man mit wenig Aufwand selbst betreiben kann. Alles, was man dazu benötigt, sind eine Digitalkamera, ein PC und eine Anaglyphenbrille. Einfache Rot-Cyan-Pappbrillen gibt es manchmal als Zeitschriftenbeilagen und mit ein bisschen Glück für rund einen Euro beim Optiker. Bessere Ausführungen mit Gläsern anstelle von Folien sind auch nicht viel teurer.

Die Software zur Erstellung von Anaglyphenbilder ist kostenlos und hört auf den Namen Gimp. Das "GNU Image Manipulation Program" erlaubt die wichtige Zerlegung eines Fotos in die Farbkomponenten Rot, Grün und Blau und das Zusammensetzen dieser Komponenten aus zwei Bildern.

Fossil
Das rechte Foto wird später zur blaugrünen Komponente des Stereobildes.
Fossil
Das linke Foto des Stereobildpaares. In dem zusammengesetzten Anaglyphenbild wird es als Rotkomponente erkennbar sein.
Um einen realistischen räumlichen Eindruck zu erzeugen, benötigt man zwei Fotos aus leicht unterschiedlicher Kameraposition. Am natürlichsten wirken die Ergebnisse, wenn die beiden Fotos mit einem seitlichen Versatz von sieben bis acht Zentimetern aufgenommen werden, was in etwas dem menschlichen Augenabstand entspricht. Ein Stativ ist hilfreich; hat man gerade keins dabei, genügt es auch, die Kamera vor die Augen zu halten und ein wenig das Gewicht zu verlagern. Beide Füße bleiben dabei auf dem Boden stehen. Bei der ersten Aufnahme konzentriert man das Körpergewicht auf dem linken Fuß und bei der zweiten Aufnahme auf dem rechten Fuß. Der Kopf bewegt sich dabei automatisch um die richtige Entfernung von links nach rechts. Dabei sollte man darauf achten, dass der Bildausschnitt der Kamera möglichst identisch bleibt. Der Kamerablitz darf nicht verwendet werden.

Als Beispiel habe ich einmal zwei Fotos von einem fossilen Ammoniten angefertigt. Das linke Bild wird später zur Rotkomponente des Anaglyphenbildes, das rechte Fotos enthält die Komponenten Grün und Blau, die sich zu Cyan ergänzen.

Gimp
So sieht der Dialog "Farben – Komponenten – Zusammensetzen" in Gimp aus, nachdem die rote Ebene des linken Fotos ausgewählt wurde,
Beide Bilder werden in Gimp geöffnet. Mit der Funktion "Farben – Komponenten – Zerlegen" werden die Bilder in die RGB-Grundfarben zerlegt. Es entstehen zwei Schwarzweißbilder mit jeweils drei Ebenen, die fast identisch aussehen. Im zweiten Bild wählen wir nun die Funktion "Farben – Komponenten – Zusammensetzen". Es werden die Namen der drei Ebenen des rechten Fotos angezeigt. Im Eintrag für die oberste Ebene wählen wir die korrespondierende Ebene des linken Fotos aus. Nach Anklicken von "ok" ist das 3D-Stereogramm fertig und kann mit einer Rot-Cyan-Anaglyphenbrille betrachtet werden.

3D-Stereogramm
Das Anaglyphenbild ist nach wenigen Minuten fertig.
Wenn die beiden Ausgangsfotos stark gegeneinander verschoben sind, sodass es dem Gehirn schwerfällt, die beiden Bildkomponenten zur Deckung zu bringen, kann die Lage der roten Ebene nachträglich noch korrigiert werden. Am einfachsten geschieht das dadurch, dass man das Anaglyphenbild wieder in einzelne Farbebenen zerlegt, die Deckkraft der roten Ebene auf 50% reduziert und diese Ebene dann solange verschiebt, bis sie sich möglichst gut mit den anderen beiden Ebenen deckt. Die Punkte der größten Übereinstimmung werden später genau in der Monitorebene liegen, die anderen Bildteile davor oder dahinter. Anschließend wird das Bild zugeschnitten (mindestens bis auf das gemeinsame Rechteck der drei Ebenen) und zuletzt werden die Komponenten wieder zusammengesetzt. Heraus kommt dann ein Bild, das in unserem Beispiel schließlich so aussieht, wie rechts. Zum Vergrößern bitte anklicken.


Nachtrag: wer häufiger stereoskopische Bilder mit Gimp zusammenstellt, findet auf gimp.org hilfreiche Skripte: http://registry.gimp.org/taxonomy/term/406

Optische Täuschung: Die Rautenillusion (mit Youtube-Video)

Dieses Video ist nicht manipuliert. Es zeigt, wie leicht sich das menschliche Gehirn täuschen lässt. Scheinbar ist dort eine geometrische Anordnung aus mehreren Rautenzeilen unterschiedlicher Helligkeit zu sehen. Eine einzelne Raute kann auf der Grafik umhergeschoben werden und nimmt scheinbar immer die Helligkeit der Rautenzeile an, in der sie sich gerade befindet.


Youtube: Shady Optical Illusion 2: Crazy Diamonds

Wer das selber einmal ausprobieren möchte, kann sich diese OpenOffice-Draw-Datei ausdrucken: es funktioniert wirklich! Rauten-Illusion.odg

Wer OpenOffice.org noch nicht verwendet, darf sich stattdessen auch die PDF-Datei herunterladen: Rauten-Illusion.pdf